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Editorial

Ein Plädoyer für Haltung

Deutlich mehr als vierzig Jahre Berufserfahrung hinterlassen Spuren. Nicht nur im Lebenslauf, sondern vor allem in der Haltung. Mein Weg war kein Gang über rote Teppiche, sondern über vielfältige Pfade, geprägt von Verantwortung, Wandel und unternehmerischer Klarheit. Vom öffentlichen Dienst bis in den internationalen Chemiehandel bis zur eigenen Unternehmensgründung: Ich habe erlebt, was es heißt, mitzugestalten. Heute, in einer Arbeitswelt, die sich täglich neu erfindet, braucht es einen klaren Kompass und Persönlichkeiten, die bereit sind, ihn zu setzen: Mein Plädoyer für Haltung in Zeiten des Wandels.

Der Inder Navin C. Joshi hat eine vielseitige Karriere durchlaufen – vom Ingenieur über Beamten bis zum Nachhaltigkeitsexperten. Was seine beruflichen Stationen verbindet, ist seine Leidenschaft fürs Schreiben, die ihm nicht nur Identität verleiht, sondern auch Motivation. Er beschreibt den Moment der Erkenntnis mit dem Satz: „Dein Beruf gibt dir Sicherheit, deine Leidenschaft gibt dir Identität.“

Die Unternehmensberaterin Nelima Kumari ergänzt, dass es nicht um das Jonglieren von Rollen, sondern um sinnvolle Balance im Leben geht. Leidenschaft sei der Schlüssel zur Prioritätenklarheit.

Parallel dazu ein kritischer Blick auf die deutsche Wirtschaft und Arbeitskultur: Das Produktivitätswachstum sank 2024 um 0,8 %, während Länder wie USA und China zulegten. Bewerbungsgespräche drehen sich zunehmend um die Vier-Tage-Woche und Work-Life-Balance, statt um Ziele und Motivation.

Ein Unternehmer bringt es drastisch auf den Punkt: „Wir haben einer Generation beigebracht, dass Arbeit der Feind ist.“ Dieser Vorwurf trifft einen Nerv – er zeigt, wie sich die Einstellung zur Arbeit verändert hat.

Der inspirierende Lebensweg von Navin C. Joshi verdeutlicht, dass solche individuellen Entwicklungen ein unterstützendes gesellschaftliches Umfeld benötigen — eines, das Leistung anerkennt, fördert statt hemmt, und das wahre Balance von bloßer Bequemlichkeit unterscheidet.

So verstehe ich auch das von Ludwig Erhard geprägte Konzept der sozialen Marktwirtschaft: Niemand wird grundsätzlich allein gelassen, jeder trägt im Rahmen seiner Möglichkeiten zum wirtschaftlichen und sozialen Gefüge bei.

Ein passendes Bild dafür ist vielleicht ein Personenzug: Nicht alle können sich einen bequemen Fensterplatz leisten – manche sitzen auf harten Bänken, andere im Gang oder in der Mitte, einige müssen sogar stehen. Manchen wurde das Ticket vielleicht von Mitreisenden spendiert. Doch alle sind unterwegs in dieselbe Richtung, mit dem Ziel, dass jeder die Reise mehr oder weniger komfortabel, aber gemeinsam, bewältigt.

Walter Thieme

WTH-Gesellschafter

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