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Editorial

Wie hält’s „KI“ mit Denglisch?

Europa wird immer kleiner: Auszubildende machen Praktika in den Nachbarstaaten und Arbeitseinsätze führen immer häufiger ins europäische Ausland. Studierende treibt es ebenso „in die Ferne“ wie Arbeitnehmer. Doch schon beim Blick etwa in internationale Stellenanzeigen kann einem schwindelig werden: Wer weiß schon auf Anhieb, dass das Abitur vorausgesetzt wird, wenn von „upper socondary school-leaving certificate“ die Rede ist? – Wer Fremdsprachen spricht, ist klar im Vorteil. Aber kommen wir zu einem meist hausgemachten Sprachproblem, dem Denglisch.

Wenn Fachleute zusammentreffen, um miteinander zu arbeiten, bildet sich zumeist rasch eine „gemeinsame Sprache“. Bösen Zungen, die dann nur noch „Bahnhof“ verstehen, sprechen dann abfällig von unverständlichem „Fachchinesisch“. Dass Experten sich einer internen gemeinsamen Sprache bedienen, ist aber sehr  sinnvoll, weil es zielführend ist. Die Palette dieser „Fachsprachen“ ist riesig: Handwerker haben eine eigene, Ingenieure auch und Reiseveranstalter sowieso – die Liste der Fachsprachler ist lang.

Von einem ganz anderen „Kauderwelsch“ sprechen wir, wenn‘s „denglisch“ wird. Für dieses „Sprachgemisch“ gibt es verschiedene Gründe: Manche wollen sich damit bildungssprachlich vor anderen erheben. Andere meinen, dass die Erfindung ganz eigenartiger Wörter („Handy“) dem besseren Verständnis diente. Und dann wird es kurios.

Eine dritte Gruppe findet es total schick, unseren Sprachschatz mit allen möglichen und unmöglichen Anglizismen zuzuschütten. Die sind sogar davon überzeugt, dass das am Ende zu einer Art „Internationalität“ führt und halten das womöglich für Völkerverständigung…!

Aber haben Sie einmal einen Engländer oder einen Amerikaner gebeten, Sie auf Ihrem „Handy“ anzurufen? Wenn er höflich war, hat er nachgefragt, was Sie wollen. Oder er ist in deutschen Sprachgewohnheiten zu Hause. Falls nicht, werden Sie nichts mehr von ihm gehört haben. Denn im englischsprachigen Raum kennt niemand das Wort „Handy“. – Also: Unser „Denglisch“ haben Engländer, Amerikaner oder Franzosen rund um den Globus kaum verstanden.

Indessen haben sich die Zeiten gewandelt – und vermutlich wird der Hang zum Denglisch abgenommen haben. Nehmen wir in diesem Zusammenhang mal das Kürzel „KI“ als Stichwort: Eventuell verabschiedet sich mit der „Künstlichen Intelligenz“ das  Problem willkürlicher Sprachpantscherei peu-à-peu ganz von allein.

Die KI könnte durchaus den positiven Effekt haben, dass wir hin und wieder Wörter übernehmen oder neue sinnstiftend erfinden, wenn  wir uns anderen Sprachen nähern. Aber möglicherweise geschieht das künftig so, dass es eher sachdienlich ist, etwa im Sinne der eingangs erwähnten „Fachsprachen“. Also, dass die Wortfindung nicht mehr allein die Fantasien der „Sprachverhübscherer“ bedient.

Um mit Menschen anderer Sprachherkunft tatsächlich ins Gespräch zu kommen, gibt es prinzipiell einen althergebrachten, aber nach wie vor guten Weg: deren Sprache erlernen – und sie dann sprechen…

Herzlichst,

Walter Thieme, WTH-Gesellschafter

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